Vive la France in Springe

Gerhardt Mestwerdt und Reinhold Krause kosten den Original Pineau des Charentes.

Springe.

Gerhardt Mestwerdt gießt vorsichtig den Pineau des Charentes in die Aperitifgläser am Gourmetzelt des Vereins Allemagniort Springe. Auf der Wiese hinter dem Rathaus wird bereits zum dritten Mal in Folge angestoßen auf den Französischen Nationalfeiertag. Und das alles nur, weil der Verein seit fünf Jahren die 40-jährige Städtepartnerschaft mit Niort wieder mit Leben erfüllt.

Rund 250 Frankreichliebhaber und Franzosen treffen sich Sonntagabend, um am höchsten Feiertag des Nachbarlandes die Deutsch-Französische Freundschaft hochleben zu lassen. "Anders als noch in den 70er Jahren finde ich heute keine Ressentiments mehr gegenüber uns Deutschen, wenn ich nach Frankreich fahre", sagt der Vereinsvorsitzende Heinz Bähre.

Bähre weiß aber auch, dass Freundschaften zerbrechlich sind und gepflegt werden müssen. Wenn er mit seinen Vereinskollegen durch die Normandie nach Niort reist, erinnern ihn die Schützengräben und Kriegsgräber an die ganz anders geartete deutsche-französische Vergangenheit. Auch deshalb findet Bähre es gut, dass am selben Tag bei der Militärparade auf den Champs-Élysées deutsche und andere europäische Soldaten mitmarschieren.

Der Verein Allemagniort Springe besteht mittlerweile aus 35 Erwachsenen und sieben Kindern, mit einem Pendant in Frankreich und in Coburg (Oberfranken). Die Vereinsmitglieder sind es, die das kleine Fest für Springe organisieren, Baguettes mit Leckereien schmieren, den Pineau und den Wein besorgt und bürokratische Hürden für das Feuerwerk überwunden haben. "Pineau des Charentes, das ist echter Cognac und Traubensaft im Verhältnis 1 zu 1, gibt es rot oder weiß und muss ein halbes Jahr im Eichenholzfass lagern", erklärt Gerhardt Mestwerdt, bevor er die goldschimmernde Köstlichkeit erneut ausschenkt.

Die Besucher spielen Boule, haben es sich im Esszelt gemütlich gemacht oder stehen an Bistrotischen und unterhalten sich. Auch Springes Ortsbürgermeister Karl-Heinz Friedrich (CDU) und die Seniorenbeauftragte Ingrid Böttger finden es toll, was die Ehrenamtlichen auf die Beine stellen. Die wiederum sind auch ansonsten aktiv, reisen im nächsten Jahr wieder zur Partnerstadt und laden einmal im Monat alle Interessierten zum Stammtisch ein.

Bei einem der letzten Treffen brachte eine Französin Aufzeichnungen ihrer Großmutter mit, die sich 1940/41 in der Résistance engagierte, also im Widerstand gegen den Deutschen Nationalsozialismus. Und schon ist auch die gemeinsame Vergangenheit wieder ganz lebendig.