Wennigser Mark.
Seit Jahren steht das Gebäude leer und auch das Gelände der alten Polizeischule in der Wennigser Mark verwildert mehr und mehr. Nur ein paar Teenager werden von dem runtergekommenen und abgesperrten Gebäude noch angelockt. Doch wie soll es weitergehen?
Das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport hat im Juli 2020 dem Niedersächsischen Finanzministerium mitgeteilt, dass eine Reaktivierung der seit Jahren leerstehenden alten Polizeischule in der Wennigser Mark für polizeiliche Zwecke nicht weiter verfolgt wird. Von dort wird derzeit die Verwertung der Liegenschaft in eigener Zuständigkeit geprüft. Bedeutet, dass das Liegenschaftsmanagement des Finanzministeriums derzeit den Verkauf vorbereitet. Wann und zu welchem Preis das Objekt auf den Markt kommen wird ist noch nicht klar. Wennigsens Bürgermeister Christoph Meineke ist über die Nachricht hoch erfreut: "Das bedeutet, dass Wennigsen eine weitere Wohnbau-Entwicklungsfläche bekommen könnte." So nah am Deisterrand werde man nie wieder Wohnbebauung realisieren können, betonte Meineke. Auch die Anwohner werden sich freuen, je konkreter die Pläne werden. In den vergangenen Wochen und Monaten ist es auf dem Gelände immer wieder zu Störungen gekommen, die auch die Anlieger betrafen. Erst am Montag hatte es dazu ein Gespräch zwischen Polizei, Gemeinde und Anliegern gegeben, bei dem kurzfristige Lösungen besprochen wurden.
In den letzten Wochen ist es laut Ortsbürgermeister Holger Dorl zu zwei größeren und zahlreichen kleineren Vorkommnissen gekommen: "Vor acht Wochen haben acht junge Männer nachts um zwei Uhr einen großen Polizeieinsatz im Tannenweg ausgelöst. Sie hatten Scheiben der alten Polizeischule zerschlagen, was Anwohner weckte. Die Polizei rückte an, setzte nach mehrmaliger Aufforderung auch Hunde ein. Die jungen Leute flüchteten und nutzten dazu auch die Vorgärten im Tannenweg. Die Beamten gingen also mit gezogener Waffe durch die Vorgärten, weil nicht klar, was auf dem Gelände los war und wer da flüchtete". Ein zweiter Vorfall war ein Feuer in der alten Turnhalle auf dem Gelände der Polizeischule. "Wir haben auch seit Jahren regelmäßig Lost-Place-Besucher, aber die richten keinen Schaden an und verursachen keinen Lärm", erklärt Dorl. Um so erfreuter ist der Ortsbürgermeister, wenn jetzt etwas mit dem Gelände passiert: "Lieber heute als morgen", findet Holger Dorl. "Das wird der Wennigser Mark sehr wohl tun, wir haben keine anderen Entwicklungsflächen mehr, sind von Landschaftsschutzgebieten quasi umzingelt".
Die Polizeischule wurde 1972 errichtet, als besonderes bauliches Projekt gilt die in einen Hang eingelassene Tiefgarage mit sechs Metern Höhe. Seit vielen Jahren stehen die Gebäude leer. Seit 2008 versuchen das Land Niedersachsen und die Gemeinde Wennigsen eine Übernahme und Neubebauung des Geländes der ehemaligen Polizeischule in der Wennigser Mark zu Wohnzwecken zu bewirken. Zuletzt wurde im Jahr 2014 ein Anlauf unternommen, das mehr als 53.000 Quadratmeter große Areal zu bebauen. Geplant hatte damals die Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) drei zweigeschossige Mehrfamilienhäuser mit je vier Wohneinheiten, außerdem 24 Einfamilienhäuser, vier Doppelhaushälften und 17 Reihenhäuser - also 61 Wohneinheiten auf 40.000 Quadratmetern zu errichten. Turnhalle und Tiefgarage sollten in den damaligen Plänen erhalten bleiben, dennoch hatte die NLG rund 1,5 Millionen Euro für Abriss- und topografische Arbeiten eingeplant. In einem Gutachten aus 2009 war der Wert des Gebäudes noch auf bis zu 4,3 Millionen Euro geschätzt worden, 2015 wollte das Land noch 980.000 Euro haben. Da die Turnhalle als letztes bestehendes Element inzwischen auch eher eine Ruine ist, dürfte der Preis weiter sinken. Das Projekt war damals daran gescheitert, weil die Polizei in Erwägung gezogen hatte, das Gelände zu Trainingszwecken selber zu nutzen. Diese Pläne sind nun abgehakt.