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Energiekosten – Bei den Bäckern geht das Licht aus

v.l.: Hendrik Mordfeld, Volker Sprengel und Gerd Herzog.

Barsinghausen. Die Energiepreise gehen durch die Decke und ein Ende ist nicht abzusehen. Alle sind durch die Preissteigerungen betroffen und schauen genauer in ihr Portemonnaie, nun setzen in ganz Norddeutschland die Bäcker ein Zeichen nach dem Motto: Uns geht das Licht aus - Heute das Licht und morgen der Ofen? Auch die Bäcker aus Barsinghausen sind dabei. .

Hendrik Mordfeld, Inhaber Bäckerei Hünerberg, Volker Sprengel, Inhaber Bäckerei Sprengel und Gerd Herzog, Inhaber Bäckerei Höner sind bei der Aktion der Deutschen Bäckerinnung Norddeutschland dabei und machen sich große Sorgen über die Zukunft der Bäckereien. „Schon jetzt ist ein Rückgang im Kaufverhalten zu spüren“, erklärt Mordfeld. Die Bäckerinnung möchte die Regierung darauf Aufmerksam machen, dass viele Betriebe durch die explosionsartigen Preissteigerungen in ihrer Existenz bedroht sind. „Wir können die Preise nicht mehr an die Kunden weitergeben, auch die schauen in ihr Portemonnaie und würden keine sieben Euro für ein Brot bezahlen“, so die Bäcker.

Um sich gehör für die Notlage zu verschaffen sind zwei Aktionen geplant. Am kommenden Donnerstag (8. September) gehen in allen Bäckereien die Lichter aus, der Verkauf soll aber weiterlaufen. Am Mittwoch, 14. September, fahren die Bäcker mit einem Autokorso nach Hannover, um dort eine Protestveranstaltung abzuhalten.

Die Bäcker möchten, wie andere Betriebe auch, Zuschüsse aus dem Energiekostendämpfungsprogramm erhalten. Durch die Öfen und die Kühlungen seien die Bäckereien besonders auf Energie angewiesen. „Wir haben ja zuvor auch schon Energie eingespart, wo es ging, daher sind die Einsparpotentiale beim Strom zu gering, als dass damit die steigenden Gaspreise aufgefangen werden könnten“, so Herzog. Sprengel ergänzt: „Viele kleinere Betriebe stehen vor dem Aus, auch weil viele sich sagen werden, dann gehe ich lieber jetzt in Rente, als dass ich alle was ich mir aufgebaut habe, in die Gasrechnungen stecke.“ Darunter wird das deutsche Weltkulturerbe des Brotbackens, auf das die Deutschen so stolz sind, nachhaltig geschädigt, befürchten die Bäcker. „Wir dürfen den gesunden Mittelstand in Deutschland nicht riskieren und müssen in den Fokus der Politik“, so Mordfeld.

Optimierte Backprogramme, LED-Lampen, Photovoltaikanlagen – die Bäcker versuchen den Energiebedarf zu reduzieren, wo es nur geht. „Mir gehen die Ideen langsam aus“, so Herzog. Die Energielieferanten wurden bei den neuen Angeboten schon jetzt 100 Prozent mehr Geld verlangen. Die Bäcker befürchten aber Kostensteigerungen um das drei, oder sogar vierfache. Die Bäckerinnung wünscht sich neben der Unterstützung durch die Regierung, auch eine Preisdeckelung für die Betriebe.

Die Kunden hätten Verständnis für die Situation der Bäcker, erzählen die Inhaber, auch wenn nicht alle das Problem auf dem Schirm haben. Erst die Coronapandemie, dann die Preissteigerungen beim Mehl durch den Ukrainekrieg und nun die Energiepreise. „Wir können kleinere Preisanpassungen vornehmen, oder müssen das Sortiment ausdünnen, aber das schädigt uns ja nur selbst und gerade die Vielfalt der Backwaren zeichnet unser Gewerbe doch aus“, bedauert Mordfeld die Entwicklungen. Auch vorrübergehende Entlassungen befürchten die Bäcker. Bei der Bäckerei Hünerberg arbeiten 90 Mitarbeiter in zwölf Filialen, bei Sprengel 18 Mitarbeiter in zwei Filialen und bei Höner 20 Mitarbeiter in drei Filialen.

Zu Weihnachten kamen Kinder zum Kekse backen in die Backstuben, oder Schüler schauten sich die Betriebe an. Dies machten die Bäcker stets gerne, doch bei den nicht mehr zu bezahlenden Energiepreisen, müsste auch darüber nachgedacht werden, ob dies wirtschaftlich noch tragbar ist.

„Spannend nach den Aktionen wird sein, welche Prioritäten setzt die Regierung beim Handwerk“, so Sprengel, „Die nächsten Wochen und Monate werden entscheidend sein und die ersten Schließungen von Betrieben in Deutschland sind absehbar.“ „Den großen wird immer schnell geholfen, doch über das Land verteilt haben die vielen kleinen Betriebe auch tausende Mitarbeiter“, fügt Mordfeld abschließend hinzu, „Wir sehen uns als Grundversorger und wollen es bleiben. Den kleinen Luxus Bäckerei sollte sich am Ende doch jeder noch leisten können.“