Gehrden.
Immer weniger Fachkräfte in handwerklichen Berufen, immer mehr Akademiker: Für die Abiturienten ist der Weg zum Studium vorgezeichnet, nur wenige entscheiden sich für einen klassischen Ausbildungsberuf. Auch die Schulabgänger von anderen Schulformen treten nicht zu einer klassischen Ausbildung in einem handwerklichen Beruf an. „Nach einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer sind 31 Prozent der freien Ausbildungsplätze nicht besetzt. Der Grund sind fehlende geeignete Bewerbungen. Viele Schulabgänger schließen einen Ausbildungsvertrag ab, treten aber auf ihrem Ausbildungsplatz am ersten Arbeitstag erst gar nicht an. 24 Prozent aller Betriebe im IHK-Gebiet erhalten keine Bewerbungen von Schulabgängern“, schilderte Jürgen Hansen von der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region Hannover mit seinem Handlungsschwerpunkt über Ausbildungswesen die Situation.
„Wir stehen in den nächsten Jahren eher vor einer Akademikerschwemme. Dabei hat der altbekannte Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ durchaus seine Berechtigung“, so Hansen. Die Gewinnung von Auszubildenden für handwerkliche Berufe und eine Antwort auf den sich verstärkenden Fachkräftemangel waren Themen beim ersten Ausbilder-Frühstück in Gehrden. Bürgermeister Cord Mittendorf freute sich, dass rund 30 Geschäftsführer und Vertreter aus Handwerk, Handel und Dienstleistungen der Einladung zum Informationsaustausch in das Schulungszentrum von Germerott Innenausbau gekommen waren. Das Ausbilder-Frühstück war der erste Schritt, um Informationen auszutauschen, Betriebe zum Gespräch zusammenzubringen, gemeinsame Projekte vorzubereiten und ein Netzwerk aufzubauen.
Frank Fenselau als Geschäftsführer bei Germerott Innenausbau wünschte sich, dass die Auftaktveranstaltung weitere Impulse für die Gewinnung von Auszubildenden in allen handwerklichen Branchen bringt. Anja Rühlich, zuständig für die Personalentwicklung, stellte das Berufsbild des Trockenbaumonteurs und des Kaufmannes im Büromanagement vor. Derzeit sind bei Germerott sechs Auszubildende im ersten bis dritten Ausbildungsjahr in diesen beiden Berufszweigen beschäftigt. Mit der Oberschule Gehrden besteht weiter eine Kooperationsvereinbarung, um rechtzeitig die Schulabgänger für diese Berufsfelder zu interessieren und Fachkräfte von Morgen zu gewinnen.
Die Schulabgänger werden in vielen Fällen durch ihre Eltern, durch Weitersagen von Freunden und durch Betriebspraktika auf ihren künftigen Beruf aufmerksam. „Das Praktikum ist eine riesige Chance für Betriebe, interessierte Berufsanfänger zu finden. Allerdings muss ein qualifiziertes Aufgabenfeld vorgestellt werden“, unterstrich Jürgen Hansen und stellte dazu den Praktikumsleitfaden für Betriebe vor. Max Matthiesen ist einer der Initiatoren für die Ausbildungsmesse in Barsinghausen, die in diesem Jahr am 25. April stattfinden wird. „Dabei sind alle Schularten und viele Betriebe mit ihren Ausbildungsangeboten“, warb Matthiesen für den Besuch der Ausbildungsmesse. Schulleiter Carsten Huge von der Oberschule Gehrden setzt auf persönliche Kontakte und Vermittlungen zwischen der Schule und den ortsansässigen Betrieben. Udo Sahling als Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Region Hannover unterstrich die Verbindung von Klimaschutz und Energiewende mit ihren hohen Zielvorgaben und den Anforderungen an die Handwerksbetriebe, die eine hohe Qualität der Arbeiten sicherstellen. Sahling machte auf die spezielle Handwerkerausbildung für den Klimaschutz und Qualifizierungsangebote sowohl für Auszubildende als auch Ausbilder im energieeffizienten Bauen und Sanieren aufmerksam.
„Der Auftaktveranstaltung könnten weitere Ausbilder-Frühstückstreffen folgen, um den Informationsaustausch fortzusetzen, Impulse aufzunehmen und gemeinsame Projekte zu entwickeln“, meinte Bürgermeister Cord Mittendorf in seinem Abschlusswort.