Barsinghausen.
Die dritte Diskussionsrunde der Bürgermeisterkandidaten konnte den Wahlkampf etwas anfachen. Erneut trafen sich die fünf Kandidaten im Zechensaal. Dieses Mal auf Einladung des Forums für Politik und Kultur. Neben vielen Fragen konnten die Kandidaten in einer offenen Diskussionsrunde direkt aufeinander eingehen. Außerdem musste die Frage geklärt werden, wie ist die „farbliche“ Ausrichtung der UWG.
Silvia Bethe, Schulleiterin des Hannah-Arendt-Gymnasiums, moderierte den Abend und sorgte mit erzieherischer Strenge dafür, dass die Zeitangaben eingehalten wurden. Roland Zieseniß, CDU, Henning Schünhof, SPD, Wolfgang Pardey, parteilos, Alfons Holtgreve, Freie Wähler UWG und Nadin Quest, Grüne nahmen erneut ihre Positionen auf der Bühne des Zechensaals ein.
Mitunter war es für die Kandidaten aber schwierig, die vielen Fragen aus dem Publikum innerhalb von nur zwei Minuten zu beantworten. Es ließ sich auch nicht ganz vermeiden, dass Fragen gestellt wurden, die in den anderen Diskussionsrunden bereits gestellt wurden. So erneuerten die Kandidaten ihre Aussagen zur Stärkung des Ehrenamts, der bürgernahen Verwaltung, Motivation der Verwaltungsmitarbeiter und das die Stadt bei der Sanierung der L 391 (Stoppstraße) wenig ausrichten kann. Beim Thema Klimaschutz sprach Alfons Holtgreve sich gegen Windkraft aus. Die Bodenplatten würden für zu viel Flächenversiegelung führen, auch der Rückbau sei schwierig. Er bevorzuge Photovoltaikanlagen und Geothermie. Wolfgang Pardey, widerspricht hier, für ihn ist die Windkraft ein gutes Mittel der Energiegewinnung. Er könnte sich auch einen eigenen Windpark der Stadtwerke vorstellen. Er sieht eher die Ökobilanz der Solaranlagen kritisch. Neben der Einigkeit das die Schulen saniert werden müssen, waren sich die Kandidaten aber nicht einig wie. Nadin Quest reichen einfache Toilettensanierungen nicht aus. Schule muss ganz neu gedacht werden, dass beinhalte energetische Sanierungen, aber auch mehr Gruppenräume und Raum für Inklusion zu schaffen. Schünhof ist nach eigenen Angaben eher ein Freund von Vorhaben, die auch umgesetzt werden können. Nicht hier und da noch Räume planen, sich verzetteln, dann passiere genau das was in Barsinghausen immer passiere: „Man nimmt sich viel vor, bekommt es aber nicht gebacken.“ Zieseniß greift das Thema ebenfalls auf, er habe nie gesagt das eine saubere Schultoilette alles sei. Vielmehr sollte eine funktionierende Schultoilette selbstverständlich sein. Für ihn ist es ein Schandmal, dass Barsinghausen es nicht schafft, dieses Problem zu lösen. Und noch vieles mehr würde nicht geschafft. So bemühe sich Barsinghausen nicht die Schulen zu digitalisieren, trotz vieler Förderungen durch das Land.
Diese inhaltlichen Unterschiede kamen in der offenen Diskussionsrunde noch stärker zur Geltung, als in den einfachen Frage und Antwort Phasen der ersten Hälfte des Abends, oder der anderen beiden Diskussionsrunden. Hier gingen die Kandidaten erstmals direkt auf Standpunkte der anderen ein und spulten nicht nur ihre Antworten ab.
Nadin Quest brachte das Thema Frauen ins Gespräch. Es gäbe zu viele Männer in der Politik. Sie fragt sich, warum die anderen Parteien keine Frau aufgestellt habe, immerhin seien Frauen mit einem Bevölkerungsanteil von 51 Prozent die größte Minderheit der Gesellschaft. Zieseniß kontert, dass es seiner Partei schlicht um Kompetenz ging, nicht nach Geschlecht und am Ende die Wahl auf ihn fiel. Auf Regionsebene sei die CDU darüber hinaus mit vielen Frauen besetzt. „Sprechen sie mir damit die Kompetenz ab als Frau“, zieht Quest nach. „Die Frage war schlicht, warum keine Frau und ich kann nur sagen, dass die CDU einfach nach Qualifikation ging und da fiel die Wahl auf meine Person“, erwidert Zieseniß. Schünhof erwidert, dass es viele Frauen in der SPD gibt, er habe erst in letzter Zeit viele davon getroffen, sei es Birgit Honé, Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Johanne Modder, Vorsitzende der SPD-Fraktion Landtag, oder Claudia Schüssler, Landtagsabgeordnete. Die SPD sei ein bunter Reigen und es würde nach Position der richtige nominiert und dann von allen gewählt.
Weiter kritisiert Schünhof die anderen Kandidaten, dass diese zu oft „Mal sehen“, oder „Mal gucken“, „Wäre schön, wenn“, sagten. Ein Bürgermeister müsste schon mehr konkrete Vorschläge machen können. Pardey greift es sofort auf. Er und Schünhof würden sich lange kennen. Er selbst war nie Ratsherr, Schünhof würde schon lange im Rat sitzen, da sei es doch auch die Aufgabe Dinge umzusetzen. Die Frage sei doch eher, warum sei das nicht geschehen. Schünhof erwidert, dass ein Bürgermeisterkandidat schon wissen sollte, was er ab Februar umsetzen kann und will. Auch Zieseniß muss hier als langjähriger Ratsherr gegensteuern. Der Rat habe viele Entscheidungen getroffen, es sei schlicht an der Umsetzung gescheitert. Stets hieß es aus der Verwaltung, dass kein Personal da sei. Dies möchte er als Bürgermeister schnellstens ändern, damit Barsinghausen leistungsfähiger wird. Er stellt die Gegenfrage: „Wir haben uns hier lange politisch engagiert, warum habt ihr es nie getan.“
Aus dem Publikum kommt die Frage, warum Holtgreve sich der UWG angeschlossen habe, wo doch ein AfD Mitglied in diese Partei wechselte und somit die politische Farbgebung der UWG hinterfragt werden könne. „Zu der UWG und das ist doch braune Soße möchte ich schon Stellung beziehen“, so Holtgreve. Er habe auch mit den Mitgliedern der UWG darüber gesprochen. Es sei doch eher so, dass die UWG jemanden aus der braunen Soße herausgeholt habe und ihm sei nicht bekannt, dass eine rechtsradikale Tätigkeit durch diese Person vorliege. Abwanderungen zwischen Parteien habe es immer gegeben, von links nach rechts, von rechts nach links. Die UWG sei mit den Freien Wählern zusammengekommen und diese hätten sicherlich kein Interesse an rechten Gedanken. „Ich persönlich distanziere mich absolut von jedem Rechtsradikalen und Linksradikalen.“