Barsinghausen/Wennigsen/Dedensen. Vielerorts haben am Montag, 8. Januar, Landwirte gegen die Sparpläne der Bundesregierung demonstriert. Mit Treckerfahrten und Mahnfeuern machten die Landwirte auf ihre Anliegen aufmerksam. Gerade die Treckerfahrten sorgten für diverse Verkehrsbehinderungen..
Der Kreisverband Hannover des Landvolks organisierte in der Region Schleichfahrten und platzierte Banner, Plakate und Siloballen, hing Gummistiefel an Ortsschildern auf und stellte grüne Kreuze auf. In Barsinghausen startete eine Treckerfahrt um 7 Uhr durch die Innenstadt und gegen 16 Uhr erneut eine Fahrt vom Zollhaus bis Dedensen (Seelze) zum Mahnfeuer. Hier trafen verschiedene Treckerfahrten aufeinander.
Zwei Treckerfahrten in Barsinghausen
Vor dem Start am Nachmittag am Zollhaus sagte Arnd von Hugo, Landvolkvorsitzender und Landwirt aus Barsinghausen: „Bauern sind schwer zu mobilisieren, aber wenn, dann machen sie es richtig.“ Schon am Morgen waren 50 Teilnehmer in Barsinghausen dabei und auch am Nachmittag waren es nicht weniger. Auch wenn das Anliegen für die Bauern ernst sei, sei die Stimmung bei den Demonstrationen gut und friedlich, so von Hugo. „Es gibt hier vor Ort gar nicht mehr so viele Landwirte, aber fast alle Trecker sind heute auf der Straße.“
Es ginge den Landwirten gar nicht ausschließlich um die letzten Kürzungen, diese seien einfach nur der letzte Tropfen gewesen, die das Fass zum Überlaufen brachten. „Die Landwirte wollen Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Wenn man Landwirtschaft in diesem Land will, dann muss man diese auch möglich machen, sonst kommen wir nicht gegen die billigen Importe an.“ Auch die bürokratischen Vorgaben würden einfach immer umfangreicher und wären gerade für kleinere Betriebe kaum noch umzusetzen. Am Zollhaus erzählte ein Landwirt, dass er vor 25 Jahren noch mehr Geld für seinen Weizen bekommen habe als es heute der Fall ist. Auch der Diesel sei wesentlich günstiger gewesen. Von Hugo freute sich daher, dass auch einige Bürger sich mit ihren Fahrzeugen der Demonstration anschlossen sowie auch Handwerkerbetriebe. Um kurz nach 16 Uhr setzen sich dann gut 50 Trecker und weitere Fahrzeuge in Richtung Dedensen in Bewegung, zu einem von vier Mahnfeuern in der Region Hannover.
Mahnfeuer in Dedensen
In Dedensen kamen dann verschiedene Demonstrationsfahrten zusammen. Auf einem Acker gab es dann an Feuertonnen warme Getränke und etwas zu Essen. „Die Politik muss die Weichen stellen, damit erfolgreiche Landwirtschaft möglich bleibt“, so Arnd von Hugo, „Vielen anderen Branchen geht es ähnlich und die haben uns auch unterstützt.“ Vor Ort war auch Tilman Kuban, Mitglied des Bundestages für die CDU: „Es ist ein Punkt erreicht, da muss der Politik in Berlin ihr Handeln deutlich gemacht werden.“ Der ländliche Raum habe eine starke Stimme, die er nutzen müsse. Die Politik müsse dafür sorgen, dass Hofübernahmen gelingen und Nahrungsmittel vor Ort angebaut werden können und nicht alles importiert werde. Er mahnte aber auch: „Die Proteste müssen friedlich bleiben, damit die starke ländliche Stimme auch Gehör findet. Und auch wenn manche Umsturzfantasien haben, darf der Protest nicht unterwandert werden.“
Landvolkpräsident kritisiert Ampel-Regierung
Bei der zentralen Kundgebung, die das Landvolk Niedersachsen zusammen mit dem bremischen Landesbauernverband in der Hansestadt Bremen organisiert hat, kritisierte Landvolkpräsident Holger Hennies die Politik der Ampelregierung in Berlin scharf. Er forderte faire Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft, damit diese auch im europäischen Vergleich konkurrenzfähig bleiben kann. „Wir sind bereit, Lasten zu tragen, das sind wir gewohnt. Aber diese müssen gerecht verteilt werden“, rief Hennies. „Wir sind die Menschen im Maschinenraum der Gesellschaft. Wir wollen faire Rahmenbedingungen, dafür kämpfen wir.“
Die Rücknahme der Streichung der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge reiche nicht aus. Die schrittweise Abschaffung der Agrardiesel-Rückvergütung muss nach den Worten des Landvolkpräsidenten ebenfalls komplett zurückgenommen werden. Hennies betonte in diesem Zusammenhang die Unterstützung der Ministerpräsidenten Stephan Weil aus Niedersachsen und Hendrik Wüst aus Nordrhein-Westfalen: „In vielen Landesregierungen hat man erkannt, dass die Landwirtschaft nicht einseitig belastet werden darf. Das freut uns, darauf können wir bauen.“
Mehr ist geplant
Für Donnerstag, 11. Januar ist eine Schlepper-Demo nach/in Hannover mit abschließender Kundgebung an zentralem Ort in Hannover vom Landvolk angemeldet. Am 15. Januar fährt auch der Kreisverband Landvolk Hannover zur Großdemo nach Berlin.
In Wennigsen organisierten die „Freunde der Calenberger Bauern“ eine Zusammenkunft
Eine andere Veranstaltung, die nicht mit denen des Landvolks zusammenhing, wurde in Wennigsen vor dem Rathaus abgehalten. Landwirt Ernst Herbst lud zum Bürger und Bauern-Dialog ein. Ausrichter war laut Einladung die neue Gruppierung „Freunde der Calenberger Bauern“. Diese hätte sich - laut Einladung - demokratisch spontan gegründet. Das Thema der Veranstaltung sollte sein: „Rückschau am ersten Aktionstag - Bürger und Bauern im Dialog mit Minister Meyer - Waren menschenverachtende Verfassungsfeinde unterwegs?" Umweltminister Christian Meyer war eingeladen, erschien jedoch nicht. Bei der Veranstaltung hätte eine Meier zugeschriebene Aussage („Wer davon redet, die Ampel müsse ‚sterben‘, ist ein menschenÂverachtender Verfassungsfeind“) diskutiert werden sollen. Bei einem - laut Einladung - „klimaneutralen Wärmefeuer“ kamen dann gut 20 Personen ins Gespräch. Auch hier waren die Belange der Bauern Thema. Mehr Veranstaltungen dieser Art sind laut Ernst Herbst derzeit nicht geplant.