Barsinghausen. In der heutigen Ratssitzung (13. Oktober) wurde hitzig über das Fachwerkhaus am Thie diskutiert. Es stand zur Debatte, ob die Stadt die Immobilie Marktstraße 18 erwerben soll. Das gut 100-jährige Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand und wäre nur durch einen Millionenbetrag zu erhalten. Die Ratsmitglieder diskutierten hitzig darüber, ob der stadtbildprägende Charakter des Gebäudes erhalten werden müsste, oder ob die schlechten Finanzen der Stadt wichtiger sind und das Gebäude jetzt nicht gekauft werden sollte. .
Der Rat stand vor zwei Alternativen. Zum einen, dass die Stadt das Gebäude, unter der Kenntnisnahme der anliegenden Sanierungskosten in Höhe von insgesamt 2,6 Millionen Euro, kauft. Die Stadt müsse dann auch ein Nutzungskonzept erstellen und Fördergelder einwerben. Die zweite Alternative war, dass die Stadt das Gebäude nicht erwirbt.
Das Gebäude hatte im Jahr 1991 seinen Denkmalschutz verloren, da der Zustand zu schlecht war. Seit 2009 steht es leer und verwittert seitdem. Investoren hatten sich nie gefunden und auch der Besitzer hat das Gebäude nie einem Nutzen zugeführt. Der reine Kaufbetrag liegt bei etwa 250.000 Euro. Allerdings muss das Gebäude umfänglich saniert werden. Ein Gutachten ermittelte Gesamtkosten von 2,6 Millionen Euro. „Aus haushälterischer Sicht können wir uns dieses Projekt – gerade aktuell – nicht erlauben. Aus Sicht der Innenstadtentwicklung besteht nur jetzt eine, vermutlich, einmalige Chance“, sagte Baudezernent Ingo Ellerkamp bereits am 29. September im Bauauschuss zu der Thematik. In der Ratssitzung ging es dann Inhaltlich auch genau um diese beiden Standpunkte.
Gerald Schroth (CDU) gab zu bedenken, dass die Stadt vor großen Anstrengungen steht. Es müssten Schulen gebaut werden und die Energiekrise sorge für Preisexplosionen. Für die Immobilie Marktstraße 18 gäbe es aber noch gar kein Nutzungskonzept, jedoch Kostenschätzungen zur Sanierung in Höhe von einigen Millionen. „Wir müssten eher innehalten und erst durch die Krise kommen, bevor wir so einen Schritt gehen. Es ist auch kein Investor gekommen, der diese Immobilie anfassen wollte und es zeichnet sich auch nicht ab, dass sich dies ändert.“
Kerstin Wölki (FDP) erklärte, dass das Gebäude nicht mehr unter Denkmalschutz stehe und der Besitzer wäre solvent genug, um das Gebäude zu sanieren. "Die Kosten für eine Sanierung sind nicht abschätzbar und Barsinghausen kann sich das aktuell nicht leisten."
Peter Messing (SPD) sieht es anders. „Wir sehen eine Chance, anders als CDU und FDP. Ja, es ist marode, aber es ist stadtbildprägend. Ein Investor könnte dort ein großes Wohnhaus, oder auch eine Spielhalle bauen, wenn die Stadt dort keinen Zugriff mehr hat.“ Für die SPD ist daher der erste Schritt, dass das Gebäude von der Stadt gekauft wird.
Die Grünen hätten sich seit jeher für einen Erhalt ausgesprochen, erklärte Bärbel Cronau-Kretzschmar. „Es ist eine einmalige Chance das Gebäude zu kaufen. Es müssten Fördergelder akquiriert werden, um das Projekt zu stemmen. Der Inhaber würde laut Grünen das Gebäude nur weiter verfallen lassen.
Markus Neugebauer (UWG) sieht es wie Gerald Schroth von der CDU: „Wir müssen an die Bürger denken. Das Geld ist knapp, da sind Verschönerungen in der Stadt nicht drin. Wir sollten daher nicht größenwahnsinnig werden. Es muss eine Vernunftentscheidung sein.“
Kerstin Beckmann (AfB) zeigte sich hin und her gerissen. Die eventuellen Möglichkeiten seien groß, der Zustand aber katastrophal. Das Grundstück sei „nur“ etwa 330 Quadratmeter groß, dies würde nicht die ganze Fußgängerzone plötzlich aufwerten. „Es ist für uns keine leichte Entscheidung, aber müssen als Stadt handlungsfähig bleiben und wir von Aktiv für Barsinghausen können daher nicht für einen Kauf in der jetzigen finanziellen Lage stimmen.“
Tilman Kuban (CDU) erinnerte an die dramatische Haushaltslage der Stadt. „Wir müssen priorisieren. Wollen wir Schulen, Feuerwehren und Spielplätze bauen, oder so ein Haus kaufen? Hat das jetzt und heute Priorität? Eine Spielhalle, so wie es die SPD skizzierte, wäre aufgrund der Nähe der Wilhelm-Stedler-Schule wohl eher nicht möglich, so Kuban.
Maximilian Schneider (SPD) hält einen Kauf nicht für undenkbar. Es sollte wieder mehr Vielfältigkeit in die Innenstadt kommen. Hier sei die Stadt gefragt, daher sollte die Gelegenheit genutzt werden.
Sabine Freitag (Grüne): „Das Fachwerkhaus am Thie prägt, im Gegensatz zu den vielen Gebäuden in rotem Backstein, das Stadtbild auf positive Weise. Wir vergeben hier eine Entwicklungsmöglichkeit, bis dass Gebäude irgendwann gänzlich zerfällt und/oder jemand etwas anderes dort baut.“
Bürgermeister Henning Schünhof erklärte, dass bei Gesprächen mit dem Eigentümer klar wurde, dass dieser nicht an einer Nutzung des Gebäudes interessiert sei.
Der Rat stimmte bei der Abstimmung dann mit einer knappen Mehrheit von SPD und Grünen für den Kauf des Fachwerkhauses.