Hannover/Barsinghausen. Vor dem Landgericht Hannover läuft derzeit der Fall zum im Januar getöteten vierjährigen Fabian aus Barsinghausen. Daniel G. und seine Lebensgefährtin, Fabians Mutter Malgorzata W., sollen den Vierjährigen zu Tode misshandelt haben. Die Mutter stoppte G. nicht, sondern beteiligte sich an den Gewalttaten. Vor Gericht werden diverse Zeugen gehört – auch die leiblichen Väter aus Polen.
Am vergangenen Freitag (8. September) sagte die Ex-Frau von Daniel G. vor dem Landgericht aus. 2021 sei sie (32) vor der von G. ausgehenden Gewalt mit den beiden gemeinsamen Söhnen in ein Frauenhaus geflohen. Später erwirkte sie ein Annäherungsverbot gegen G., der ihr stets weiter gedroht habe. Die Ex-Frau erklärte dem Gericht, dass G. nach der Geburt des zweiten Kindes anfing zu trinken. Unter Alkoholeinfluss sei er dann auch gewalttätig geworden. G. schlug demnach nicht nur seine Ex-Frau, sondern begann auch seinen damals ältesten Sohn zu schlagen, als dieser etwa drei Jahre alt wurde. Schon Kleinigkeiten lösten Gewalt aus. Die 32-Jährige floh – anders als Malgorzata W.
Keiner holte Hilfe
Der Fall wird vor der Jugendkammer des Landgerichts geführt. Mehrere Zeugen wurden bereits gehört, darunter auch Nachbarn. Diese gaben Medienberichten nach vor dem Gericht an, dass ihnen nichts aufgefallen sei. Es kam demnach auch heraus, dass eine Tante von G. in dem Mehrfamilienhaus in der Wilhelm-Deisterberg-Straße wohnte. Fabian durfte diese aber nicht mehr besuchen und soll geschlagen worden sein, wenn er es doch tat.
Gericht hört weitere Zeugen und lädt auch die Notfallsanitäter vor
Am heutigen Montag sagt der leibliche Vater von Fabian vor dem Landgericht aus, erklärte ein Sprecher des Landgerichts. Polnischen Medien zufolge habe er seinen Sohn in einem Familiengrab in der Umgebung von Łódź beigesetzt. Die Kinder von Malgorzata W. stammen von unterschiedlichen Vätern. Auch der Vater von Fabians Schwester (6) wird heute vor dem Gericht aussagen. Sie reisten extra aus Polen für ihre Aussage an. Malgorzata W. soll den Kontakt schon kurz nach ihrem Umzug nach Deutschland abgebrochen haben.
Am kommenden Freitag werden laut Gerichtssprecher auch die Notärzte angehört, die am 13. Januar Fabian zu Hilfe eilten und nur noch den Tod feststellen konnten.
Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte Anklage gegen den 33-jährigen Lebensgefährten Daniel G. und die 28-jährige Kindsmutter Malgorzata W. wegen Mordes bzw. Mordes durch Unterlassen in Tateinheit mit schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen und Freiheitsberaubung erhoben. Dem Angeschuldigten G. wird zudem schwerer sexueller Missbrauch eines Kindes zur Last gelegt. G. hatte Fabian monatelang gequält und ihn am 12. Januar so schwer mit einem Fleischklopfer geschlagen, dass der Junge noch in der Nacht verstarb. Als die Mutter morgens die Sanitäter rief, erklärten G. und W. die Verletzungen mit einem Treppensturz – dies glaubten die Einsatzkräfte aufgrund diverser Verletzungen nicht. Auch Fabians sechsjährige Schwester litt unter der Gewalt. Mutter Malgorzata W. beteiligte sich an den Gewalttaten. Die Schilderungen der unendlichen Gewalttaten am ersten Prozesstag (22. Juni) sorgten für entsetztes Schweigen im Gerichtssaal. Fabian starb nur wenige Tage vor seinem fünften Geburtstag allein in seinem Bettchen.
Durch ihren Anwalt Matthias Waldraff ließ Małgorzata Z. damals eine Erklärung abgeben. Sie bedauere die Ereignisse sehr. Erst im Gefängnis habe sie realisiert, was für ein Monster sie gewesen sei. Der Gerichtssprecher erklärte auf Nachfrage, dass W. den Mordvorwürfen gegen sie widerspreche.
Ein Urteil wird Anfang Dezember erwartet.