Hannover/Barsinghausen. Am Dienstag, 24. Oktober, wurde der Prozess gegen Daniel G. und Malgorzata W. fortgeführt. Am 13. Januar verstarb der 4-jährige Fabian aufgrund schwerster Misshandlungen in seinem Bett. G. und W. wird Mord bzw. Mord durch Unterlassen in Tateinheit mit schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Dem Angeklagten G. wird zudem schwerer sexueller Missbrauch eines Kindes zur Last gelegt. Am Vormittag des 13. Prozesstages wurden noch zwei Zeugen gehört.
Überraschend hatte sich der Angeklagte Daniel G. am Dienstag zu den Vorwürfen geäußert und hatte durch seinen Anwalt eine Einlassung verlesen lassen. Darin zeigte er sich selbst erschrocken über den Tod von Fabian, bestätigte viele der Gewalttaten, beschuldigte aber vor allem die Kindsmutter Malgorzata W., die auch am Tod von Fabian schuld sein soll. Vor der Jugendkammer des Landgerichts sagten an diesem Vormittag aber auch noch zwei Zeugen – an den Ermittlungen beteiligte Polizeibeamte - aus.
Kritzeleien in der Abstellkammer
Ein 33-jähriger Polizist war mit der Spurensicherung beauftragt. So wurden in der Wohnung neben diversen Vodka-Flaschen auch die innere Türklinge der Abstellkammer gefunden, in der die Kinder eingesperrt wurden. Auch wurden DNA-Spuren von diversen Blutflecken in der Wohnung genommen. Auch Reinigungstücher mit Blutresten wurden gefunden. Auch Reste von Fäkalien auf Schlafmöbeln und Erbrochenes an Kuscheltieren stellten die Ermittler fest. Auffällig seien Kritzeleien in den Abstellkammern in Wohnung und Gartenlaube gewesen, so der Polizist. „Eines der Kinder hat sich hier auch mit seinem Namen verewigt“, erklärte der 33-jährige Ermittler.
„Hier haben Kinder Gewalt erfahren“
Ein weiterer Zeuge, ein 27-jähriger Polizist aus Hannover, war mit der Auswertung von Datenträgern betraut. Er wertete mit Kollegen Daten von Mobiltelefonen und Laptop-Festplatten aus. Aufgrund der Verletzungen des verstorbenen 4-Jährigen habe man auch nach Kinderpornographie gesucht, dahingehend aber nichts gefunden. Für die Ermittler stand auch der Gesundheitsverlauf von Fabian im Mittelpunkt, der Anhand von Chatverläufen und Fotos/Videos nachgezeichnet werden sollte. So gab es auf dem Handy von Malgorzata W. noch Bilder aus der Zeit in Polen. Laut Ermittler sei hier ein innigeres Verhältnis zwischen Kindern und Mutter zu erkennen gewesen. Bilder auf denen gekuschelt wurde, waren zu finden. Dies sei später nicht mehr der Fall gewesen. So folgten aus der Zeit in Barsinghausen Bilder von Bestrafungen der Kinder. An Fabian waren Schwellungen und blaue Flecken zu erkennen. „Es erhärtete sich der Eindruck, dass hier Kinder Gewalt erfahren haben“, so der Polizist. Doch nicht nur Bilder von Fabian und seiner Schwester (7) wurden gefunden. Auch Bilder mit Auswirkungen von Gewalt - teilweise Selfis - von Daniel G.´s leiblichen Kindern waren auf einem wohl gemeinsam genutzten Familienhandy zu finden.
Gewalt, als ob sie zum Alltag gehöre
Auffällig seien auch Chatverläufe gewesen, so der Zeuge weiter. So habe es viele Liebesbekundungen zwischen G. und W. gegeben. Fabian sei hingegen nie namentlich, sondern nur mit Schimpfwörtern erwähnt worden. Ein Chatverlauf habe eine Situation gezeichnet, in der Mutter und Kinder draußen waren, aber im Blickfeld von Daniel G. . Fabian sei kalt gewesen und er habe Hunger gehabt. Laut Chatverlauf beschlossen G. und W., dass der Junge noch die Jacke ausziehen sollte und in die Hände klatschen sollte. Aufgrund von Schmerzen habe der Junge es nicht geschafft, so der Chatverlauf weiter. In einem anderen Chatverlauf habe die Körpertemperatur von Fabian nur noch bei ca. 35 Grad gelegen, W. soll dann geschrieben haben, dass etwas Tee helfe und der Junge ja auch schon wieder bei Bewusstsein sei, erklärte der Ermittler die Auswertungen.
Neben Fotos, auf denen die Auswirkung von Gewalt zu sehen war, habe es auch ein auffälliges Video gegeben, erinnerte sich der Zeuge. So wurde anscheinend an Weihnachten ein Video der Tochter gemacht, die fröhlich spielte. Nur im Hintergrund sei zu sehen gewesen, wie Fabian Kniebeugen machte. „Niemand hat den Jungen beachtet. Es wirkte auf uns, als sei dies eine alltägliche Situation“, schloss der 27-jährige Polizist seine Aussage ab.
Der nächste Prozesstag findet am Montag, 30. Oktober statt.