Gehrden. Die Bürgerinitiative (BI) „Gegenstrom-Gehrden“ hatte am Sonntag, 16. Juni, zu einer Demonstration gegen den geplanten Multiterminal-Hub am Gehrdener Berg in Form einer Menschenkette aufgerufen. Um die 40 Hektar große Fläche, auf der der Hub für OstWestLink und NordWestLink entstehen könnte mit der Menschenkette zu umschließen, hoffte die BI auf rund 1.300 Menschen – es wurden noch mehr..
Trotz Fußball-Europameisterschaft und windigem Wetter war am Sonntag schnell klar, dass viele Bürger an der Menschenkette teilnehmen wollten. Unterhalb des Gehrdener Bergs sammelten sich am Nachmittag viele Menschen, um die Felder, auf denen der Multiterminal-Hub entstehen könnte, einzurahmen. „Wir wissen nicht was kommt, aber wir waren die Ersten, die etwas organisiert haben“, erklärte Lena Riemenschneider von der BI vor Ort, „Auch deshalb hat sich der Fokus schnell auf Redderse gerichtet, doch es könnte auch in einer anderen Kommune gebaut werden.“ Der Bürgerinitiative geht es nach eigener Aussage nicht darum, einfach nur etwas zu verhindern, oder den Bau des benötigten Multiterminal-Hubs in eine andere Kommune zu schieben. „Aber so eine große Anlage, die größer ist als der Ort, muss doch nicht hier in einem Schutzgebiet entstehen.“ Im Ort ist man sich einig, mit den sechs geplanten Windrädern beteiligt sich Redderse schon genug an der Energiewende.
Bauern könnte Enteignung drohen
Die Bundesnetzagentur hat die Korridore für OstWestLink und NordWestLink vorgeschrieben und TenneT mit der Umsetzung betraut. Innerhalb dieser Korridore, wo die unterirdisch verlegten Kabel von OstWestLink und NordWestLink nah beieinander sind, soll der Multiterminal-Hub entstehen. Ob die Bauern ihre Felder verkaufen wollen, spielt am Ende keine Rolle. „Es ist im Sinne der Öffentlichkeit von höherem Interesse, dass die Stromtrassen gebaut werden“, so Riemenschneider. „Selbst wenn man bis in die letzte Instanz dagegen klagen würde“, ergänzt Landwirt Helge Winterberg, „Würde am Ende die Enteignung der Fläche stehen.“ Verkaufen möchte der Landwirt eigentlich nicht. „Alleine die in der Erde verlegten Starkstromkabel wären ein spürbarer Eingriff in den Boden. Das merken wir schon bei anderen verlegten Leitungen, da wird u.a. das Getreide unterschiedlich schnell reif und auch das Grundwasser kommt nicht mehr entsprechend durch“, so der Landwirt. Doch es ist noch nichts entschieden. Bis Ende des Jahres möchten Bundesnetzagentur und TenneT eine Entscheidung treffen, spätestens Anfang 2025.
Bleiben die Stromtrassen wie geplant?
Bei der Aktion waren auch drei Vertreter von TenneT anwesend. „Wir nehmen derzeit noch Hinweise und Beschwerden entgegen, um einen idealen Standort zu finden“, erklärte Christoph Klapproth, TenneT, „Wir nehmen dabei durchaus wahr, dass die Menschen das Vorhaben grundsätzlich unterstützen, aber natürlich auch ihre Sorgen haben.“ Unter www.stromnetzdc.com nimmt TenneT Standort-Vorschläge entgegen. „Wichtig ist vielleicht auch zu wissen, dass die Bundesnetzagentur den NordWestLink bestätigt hat, den OstWestLink jedoch noch nicht“, so der Mann von TenneT, „Die Trasse und wo sich beide kreuzen, könnte sich als noch verschieben.“ Zu bedenken sei auch, dass die angegebenen Größen, 40 Hektar Fläche und 30 Meter hohe Hallen, die Maximalwerte darstellten. „Am Ende hat da jeder Hersteller andere Bauweisen und es wird wohl eher kleiner ausfallen.“ Durch Bundestagsabgeordneten Tilman Kuban (CDU) wurde laut Klapproth ein Treffen mit Bürgermeistern aus dem Calenberger Land organisiert, hier sollen alle noch einmal gemeinsam an einen Tisch kommen und über die Standort-Frage diskutieren. „Doch auch die Gespräche mit der Bürgerinitiative liefen bislang sehr konstruktiv und sachlich.“
Es folgen weitere Gespräche
Die Bürgerinitiative wird als nächstes ebenfalls ein weiteres Gespräch mit TenneT suchen. Außerdem wollen die Mitglieder sich auch an die Bundesnetzagentur wenden, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Bei der Aktion waren nicht nur Bürger aus Gehrden, sondern u.a. auch aus Barsinghausen und Wennigsen anwesend. Auch Landtagsabgeordnete Claudia Schüßler (SPD) kam vor Ort mit Bürgern ins Gespräch. CDU Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzender Thomas Spieker sagte: „Es ist schön zu sehen, wie vielen Menschen das Calenberger Land am Herzen liegt und das auch Menschen aus den Umlandkommunen heute hier waren. Wir müssen weiter friedlich demonstrieren. Am Ende darf diese Entscheidung nicht über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden werden.“